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Maßnahmen gegen die Vereinnahmung des Internet durch globale Online-Konzerne


Ein zentrales Thema, welches meines Erachtens in den Diskussionen der Enquete-Kommission bisher zu kurz kommt, ist die Vereinnahmung des Internet durch globale Online-Konzerne; dazu die Diskussion, welche Maßnahmen dagegen ergriffen werden können. Das Thema ist in einem Blogeintrag des SuMa-eV beschrieben: Brief an die Enquete-Kommission Internet & digitale Gesellschaft des Deutschen Bundestags: Internet und globale Online-Konzern. Es reicht nicht, dieses alles unter dem Topic "Netzneutralität" einzuordnen; mit Netzneutralität hat dieses Thema nur am Rande zu tun.

Update (26.7.2011): SPIEGEL-Online hat dieses Thema ebenfalls aufgegriffen:

  • in einem Interview mit mir: Debatte um Wissensmonopol,

  • in einem weiteren Artikel zum Thema, in dem auch erste konkrete Vorschläge für Maßnahmen gegen die Vereinnahmung des Internet durch globale Online-Konzerne beschrieben sind: Netz-Regulierung.

Niemand hat ein Patentrezept für konkrete Maßnahmen. Die meisten Nutzer sind sich hingegen einig, DASS etwas gegen die Monopolisierungstendenzen im Internet getan werden muss, siehe die Abstimmung hier oder im Blog des SuMa-eV; im Blog "The European" heißt es dazu treffend "Internet-Konzerne dürfen nicht Staat spielen".

Konkrete und sinnvolle Maßnahmen gegen die Monopolisierungstendenzen können nur aus einer sachlichen Diskussion heraus entwickelt werden. In diese Diskussion müssen wir einsteigen.

Dr. Wolfgang Sander-Beuermann, Vorstand und Geschäftsführer SuMa-eV


Diskussionen

  • FAausK ist dafür
    +8

    Prima Vorschlag. Ist ein Querschnittsthema und müsste von den Gruppen (Netzneutralität/Wirtschaft/Demokratie) gemeinsam behandelt werden.

  • ManfredHauer ist dafür
    +7

    Zu hohe Marktkonzentration behindert Innovation und wirtschaftiche Entfaltung kleinerer und neuer Anbieter. Im Internet werden meist nicht Waren, sondern Wissen und Meinungen konzentriert, dies hat hohe Relevanz für Bildung, Wissenschaft und den demokratischen Diskus. Kombiniert mit Finanztransaktionen kann unkontrollierbarer Reichtum entstehen zum Nachteil vieler anderer.

  • jockel53 ist dafür
    +5

    Mich hat es z.B. verärgert, wie es unsere Verlagskonzerne durch massive Einflußnahme und Lobbyarbeit geschafft haben, unsere Ministerpräsidenten dazu zu bringen, den öffentlich-rechtliche Sendeanstalten vorschreiben zu können, ihre bereits ins Netz gestellte Inhalte depublizieren (= löschen) zu müssen. ( Die Tageschau und auch politische TV-Magazine würde ich mir gerne auch noch nach ein paar Jahren gezielt suchen und auch anschauen wollen). Ein Anachronismus!

    • DAS ist wirklich ein Stück aus dem politischen Tollhaus, was die Lobby da mit den (möglicherweise ahnungslosen) Länderfürsten angestellt hat. Neben dem kulturellen Flurschaden müsste mal jmd. in EUR ausrechnen, was da an Geld sinnlos und in verheerender Weise nur aufgrund von Konzerninteressen vernichtet wurde.

  • thomas64 ist dafür
    +5

    "internet" bedeutet freie Kommunikation und freie Information!

    Die privatwirtschaftliche Konzentration auf wenige marktbeherrschende Global Player nennt man Oligarchie.

    Bei dauerhafter Oligarchisierung besteht das nachweislich wirtschaftliche Risiko der Markteinschränkung und damit der Einschränkung von Wissen & Information, sowie der freie Zugang hierzu.

    Der freie Zugang zur Information bildet die Grundlage einer jeden Demokratie.

    Daher widerspricht die Konzentration auf (sehr) wenige global-agierende Online-Konzerne unmittelbar dem demokratischen Grundgedanken, und hindert freie Bürger an der Ausübung dieser.

  • SebastianKB ist dafür
    +5

    Demokratie und Meinungsfreiheit erfordern Pluralismus. Dies kann nur durch Vielfalt und verschiedenfacettigem Auseinandersetzung mit Wissen erreicht werden. In diesem Kontext ist es wichtig, dass umfassender Wettbewerb zu online verfügbarem Wissen möglich ist. Auch wenn dass Netz neutral in Bezug auf die Erstellung von Inhalten ist rechtfertigt dies in keinem Fall die Annahme, dass auch die Erschliesung und Verfügbarmachung dieses Wissens nach neutralen Gesichtspunken erfolgt.

  • HLemke SV
    +4

    Dieses Thema passt in die Enquete Projektgruppe "Zugang, Struktur und Sicherheit", diese wird hier in der nächsten Woche eröffnet.

    Es wäre dafür hilfreich, die Problematik als lösungorientieren Handlungsvorschlag zu formulieren, der dann in die Zielplanung der Projektgruppe einfließen kann. Ich werde hierfür nächste Woche weitere Hinweise geben.

    • Die Projektgruppe "Zugang, Struktur und Sicherheit" gibt es ja nun. Aber so richtig passend zur Beschreibung scheint mir das Thema "Maßnahmen gegen die Vereinnahmung des Internet durch globale Online-Konzerne" dort nicht zu sein; zur Not unter dem dritten dort genannten Punkt:

      Welche politischen und staatlichen Maßnahmen sind geeignet, das Internet selbst und seine Nutzer vor Ausspähung, Sabotage und Missbrauch zu schützen?

      Um Sabotage geht es nun wirklich nicht, aber Ausspähung und Missbrauch können durchaus Folgen der "Vereinnahmung durch globale Online-Konzerne" sein; unter "Missbrauch" kann man schließlich alles subsummieren.

      Meine Frage an HLemke: wissen Sie, wie wie der Stand der Dinge in der Kommission ist und wie es hiermit weiter geht? Ist denn das Thema "Maßnahmen gegen die Vereinnahmung ..." in der Enquete angekommen/angenommen?'' Macht es daher Sinn, nun über lösungsorientiere Handlungsvorschläge zu diskutieren? Wenn ja: ich denke, es ist besser, das Thema hier in dieser Projektgruppe weiter zu diskutieren

    • Erstmal schönen Dank an Alle, die hier mitdiskutieren und abstimmen! Das klare Votum für "Maßnahmen gegen die Vereinnahmung des Internets durch globale Online-Konzerne" finde ich gut.

      Wenn wir nun darüber diskutieren, WAS denn ganz KONKRET getan werden kann, dann wird diese neue Diskussion wesentlich schwieriger und tiefgehender, und wir werden sie hier oder in anderen Foren auch nicht zuende diskutieren können - dazu steht zuviel dahinter.

      Über der Projektgruppe Demokratie und Staat steht als Empfehlung für Vorschläge die Einleitung:

      Wichtig für die Arbeitsweise ist dabei auch, dass am Anfang der Arbeit einer Projektgruppe keine Forderungen oder Handlungsempfehlungen stehen. XYZ soll ABC machen! ist also kein guter Einstieg. Es geht vielmehr darum, grobe Fragestellungen zu behandeln, ...

      DAS haben wir bisher hier gemacht, "die grobe Fragestellung behandelt". Ob die (neue) Projektgruppe "Zugang, Struktur und Sicherheit" für Handlungsempfehlungen ein geeigneter Rahmen ist - das müßten wir sehen. Eines will ich aber von vornherein klar machen, weil es immer wieder missverstanden wird: es geht bei diesem Thema nicht um technische Details, oder um "Suchmaschinen-Gesetze" oder Ranking-Faktoren oder überhaupt um Dinge, die man "mal eben" mit ein paar Maßnahmen regeln kann oder theoretisch könnte. Denn dieses Thema, das wir hier diskutieren, berührt die Grundlagen unser digitalen Gesellschaft.

      Der Handlungsrahmen

      Um den Handlungsrahmen anzudeuten, zunächst erstmal nur kurz ein paar weitere Stichworte, welche Bereiche u.a. von diesem Thema tangiert werden: das sind z.B. das Medienrecht, die KEK (Kommission zur Ermittlung der Konzentration im Medienbereich), das Steuerrecht, die Forderung nach Transparenz durch Open Data auch für Konzerne, das Kartellrecht - an dieser Diskussion müssen daher auch Kartellrechtler beteiligt werden usw. Hier in diesem oder einem anderen Forum können wir Ideen sammeln. Aber um daraus Bedingungen für eine zukunftsfähige digitale Gesellschaft zu formulieren, brauchen wir wesentlich mehr, sowohl an Rahmenbedingungen, als auch an Sachkenntnis, vor allem juristischen Sachverstand. Denn natürlich darf die innovative Kraft, die globale Online-Konzerne zweifellos entwickeln, durch solche Maßnahmen nicht abgewürgt werden. Auf der anderen Seite darf die innovative Kraft der KMUs durch die wirtschaftliche Macht der Konzerne nicht ausgehebelt werden. Und: wir müssen die Entwicklung im Internet wieder weg von den Oligopolen und hin zur Netz-Demokratie lenken.

      Mögliche Maßnahmen für ein solches ausgewogenes Gleichgewicht können letztendlich nur auf europäischer Ebene insgesamt sinnvoll durchgesetzt werden. Hierzu jedoch kann die Internet-Enquete Kommission im Deutschen Bundestag Wege eröffnen, ähnlich wie es Deutschland in der Atompolitik womöglich gerade vormacht, - ich hoffe, dies (beides) gelingt!

  • MarcusLindemann ist dafür
    +4

    Das Thema ist wichtig. Aber m.E. muss es wieder einmal erst um die Anwendung bestehender Normen gehen bevor wir nach neuen Normen und Kommissionen rufen. Die grundsätzliche Frage dahinter ist vielleicht, ob unsere Institutionen nicht konstruktiv zu träge sind, um bestehende Normen auch im Netz durchzusetzen. Es scheint ja schon unstrittig zu sein, dass Facebook gegen deutschen Datenschutzrecht verstösst und dass Google zumindest in einer Grauzone agiert, wenn es um '#Wettbewerbsrecht geht. Ich bin gespannt, wie die agieren, wenn es um die Frage geht, warum bei Websuchen eigene Dienste (vor allem Local) ganz oben angezeigt wird.

    • Ich stimme zu, dass bestehende Mechanismen erst ausgereizt werden müssen bevor man nach neuen Normen und Kommissionen ruft.

      Was das Ranken eigener Dienste anbelangt, bin ich pragmatisch. Wenn ich im Supermarkt einkaufe, dann stehen die Eigenmarken auch an prominenter Stelle. Ich sehe da kein Problem. Soll Google doch ranken wie sie wollen. Wenn es nicht gefällt, dann gehe ich halt zu Bing, Blekko oder Yahoo :)

  • WSanderB ist dafür
    +3

    Transparenz fördern - auch durch Open Data

    Hier in dieser Projektgruppe "Demokratie und Staat" gibt es weiterhin den sehr sinnvollen Vorschlag "Transparenz fördern durch Open Data", den ich ebenfalls nur unterstützen kann.

    Dieser Vorschlag reicht aber nicht: die Forderung nach Open Data sollte in einer noch zu diskutierenden modifizierten Form auch für globale Konzerne mit marktbeherrschender Stellung gelten! Denn diese sind in ihrer Machtkonzentration den Regierungen ähnlich, oder schwachen Regierungen sogar überlegen. Dazu kommt der Einfluß, den solche Konzerne durch Lobbying auf Regierungen ausüben. Dies alles muss wesentlich transparenter gemacht werden. Dazu ist Open Data ein wichtiges Instrument.

    Weder Regierungen noch Konzerne dürfen das Internet vereinnahmen.

    Update: ich las grade dieses: "Lobbyisten-Register mit Name und Absender?" http://www.mdr.de/nachrichten/8440137.html - das fände ich sehr gut um die Verbindungen zwischen Regierungen und Konzernen zumindest erstmal transparent zu machen.

    Dazu lesenswert ist auch: http://www.lobbycontrol.de/

    • Ihre Aussagen kann ich nur voll und ganz unterstützen. Ergänzend möchte ich auf meinen Vorschlag

      Konkretisierung der Datenschutzerklärung, Absatz 3.a)

      hinweisen, den man gleichlautend in dieser Projektgruppe und auch in Online-Beteiligungs-AG wiederfinden kann. Er beschäftigt sich genau mit mit den Themen Lobbyismus und Transparenz, setzt aber schon an der hier vorliegenden Plattform an.

      • Das kann ich nur voll unterstützen! Lobbyismus muss nicht von vornherein immer was Schlechtes sein, aber er muss transparent sein. Habe gleich meine Stimme dafür abgegeben.

  • Orbiter ist dafür
    +3

    Das Internet sollte ein alle-zu-allen - Medium sein im Gegensatz zu einer Sender-Empfänger bzw. Produzent-Konsumenten Konstellation.

    'alle-zu-allen' meint dabei: jede(r) Internetnutzer(in) ist Sender und Empfänger (meint: kann das gleichermassen sein). Man mag sagen: ja klar das geht doch über Foren und Social Communities aber das würde am Thema vorbei gehen, denn: diese Dienste binden die User und machen sie von der jeweiligen Plattform abhängig. Was wir mehr brauchen sind vom Konzept her dezentral organisierte Dienste die ohne Kontrollinstanz (eine 'Zentrale') auskommen.

    'Globale Online-Konzerne' sind da zwar kein prinzipielles Hindernis bei der Errichtung und Nutzung solcher dezentralen Systemen, der Vorschlag hat hier aber das Wort 'Vereinnahmung' im Titel. Das ist tatsächlich so: beispielsweise wird mit diesem fürchterlichen Werbeslogan "ab in die Cloud" nichts weiter als weitere Abhängigkeiten von solchen 'globalen Online-Konzernen' erzeugt bei so einfachen Funktionen wie Adress- und Bilderverwaltung. So etwas ist privat und gehört nicht in 'die Cloud'.

    Ein schöner Text von Richard Stallman dazu im Abschnitt "How Software as a Service Takes Away Your Freedom" findet sich unter http://www.gnu.org/philosophy/who-does-that-server-really-serve.html

  • syspr ist dafür
    +3

    Ich stimme Wolfgang Sander-Beuermann zu. Wenn ich meine Suchergebnisse bei Google mit denen von vor 5 Monaten vergleiche, dann habe ich mich drastisch als Person verändert. Verändert habe ich mich schon, aber nicht so drastisch, wie es die Suchergebnisse zeigen. Internetsuchen bestimmen heute mehr die Politik, als alle Politiker. Das ist eine große Gefahr gegen die Meinungsfreiheit.

    • Das klingt spannend -- Persönlichkeitsveränderung durch Suchergebnisse. Gibt es Beispiele dafür?

      (nachträglich eingefügt) PS: Es ist schon bezeichnend für die Streitkultur in diesem "Forum", dass ausgerechnet Wolfgang Sander-Beuermann alle Beiträge von mir, inklusive diesem, nach unten votet.

      • Es ist schon bezeichnend, dass Du, Christian Kohlschütter, hier etwas behauptest, von dem jeder Leser nachprüfen kann, dass es falsch ist. Ich vote nur die Beiträge von Dir nach unten, die ich für völlig daneben halte - wie diesen hier. Das steht jedem zu, der sich hier beteiligt, Dir genauso. Warum also dieses PS von Dir? Deine fachliche/sachliche Meinung hingegen schätze ich - auch wenn ich sie nicht immer teile.

        • Bis auf zwei meiner Postings hier wurden alle von Dir nach unten gevotet. Dies hat mitunter zur Folge, dass meine Beiträge vom Adhocracy-System dank dieses "Downvotes" automatisch ausgeblendet werden. Dies entspricht nicht den Regeln demokratischer Streitkultur und ist eigentlich ein unsinniges Feature der Software -- entweder unterstützt man einen Beitrag oder nicht, oder der Beitrag ist Spam, den man per "melden" an die Admins weiterleite (übrigens ist dies auch ein Grund, warum Facebook nur "likes" und keine "dislikes" hat).

          Übrigens ist mein obiger Beitrag wohl mein neutralster hier. Ich möchte tatsächlich wissen, ob manche Personen (hier insbesondere der Nutzer "syspr") den Eindruck haben, Ihre Persönlichkeit hätte sich durch Suchmaschinenergebnisse verändert. Dies wäre nur durch Beispiele genauer zu verstehen.

          Warum Du, geschätzter Wolfgang, nicht die Ruhe hast, diese Frage als berechtigt hinzunehmen, mich stattdessen diffamierst, kann ich nicht nachvollziehen.

          Aus meinen Eindrücken von Adhocracy, die ich insbesondere bei diesem Vorschlag gewonnen habe, kann ich der Beteiligung des "18. Sachverständigen" nur ein schlechtes Zeugnis ausstellen. Diese Plattform leidet unter denselben Problemen wie die üblichen Forensysteme. Hier kann ebenso anonym und konzertiert manipuliert und diffamiert, und vor allem per Meta-Diskussion endlos geschwafelt werden. Um die Sache und eine zielgerichtete Diskussion geht es hier doch gar nicht mehr.

          Gefühlt hat dieser Vorschlag 50% Anteil an Streiterei zwischen uns beiden. Dies ist weder dem Rahmen der Enquete-Kommission noch unserem Ansehen angemessen.

  • UlrichKampffmeyer ist dafür
    +3

    Die steigende Abhängigkeit von der Verfügbarkeit des Internets in der geschäftlichen Kommunikation und die Dominanz großer Unternehmen, die mit ihren Plattformen, bereits große Teile der Kommunikation beherrschen sowie die Daten der Kommunikation auswerten und vermarkten, machen eine stärkere Kontrolle zur Sicherstellung der Offenheit des Internets erforderlich.

  • AlexanderHLinden ist dafür
    +3

    Europäer versäumen die online-Welt. Das ist eine Überreaktion auf die Überregulierung der offline-Welt in den 60er und 70er Jahren. Der Staat überläßt sehr wesentliche Funktionen dem Markt. Gerade im fragementierten EU-Markt bedarf es aber konsolidierter Kraftanstrengungen. Derzeit evolvieren weiterhin globale, us-zentrische "Missbildungen" (Google, Amazon, Ebay, Facebock). Leider war die EU bislang sehr erfolglos mit viel zu akademisch geprägten Projekten wie Quaero bzw. Theseus.

    Es gibt natürlich konkrete Maßnahmen: Suchalgorithmen müssen reguliert werden können. Insb. hinsichtlich ihrer Fairness. Es kann m.E. nicht so bleiben, dass SEO weiterhin seine alchemistische, intransparente Rolle behält. Hier braucht es klare Transparenz.

  • cschoen ist dagegen
    +2

    Ich finde, es ist ein ganz schlechter Stil, auf thematisch schlecht angepaßte externe Seiten zu verlinken. Wenn dort etwas relevantes steht, dann faßt das hier kurz zusammen! Blödes Clickfishing! Wer so was nötig hat!

  • cschoen ist dagegen
    +2

    Ich finde diesen Vorschlag reichlich unklar. Was soll hier der Begriff "Vereinnahmung"? Wenn ein Unternehmen ein erfolgreiches Produkt anbietet und viel Geld investiert gewinnt es natürlich dort Gestaltungsspielraum, wo noch nichts gestaltet wurde. Ich verstehe nicht, warum man das ändern soll. Wenn einem bestimmte Entwicklungen nicht gefallen muß man selber gestalten. Mit staatlicher Regulierung, Wettbewerbsrecht und Kartellrecht. Oder woran wurde hier bei "Maßnahmen" gedacht?

    • Natürlich ist der Vorschlag noch unklar. Es geht ja hier erstmal um die Themenfindung. WELCHE Maßnahmen dann später mal als Ergebnis einer Diskussion herauskommen, das ist eine andere Frage. Mögliche Maßnahmen können sich über die volle Bandbreite erstrecken. Dabei kann es z.B. auch um gezieltere Förderung, Eröffnung von Venture Capital Finanzierungen usw. gehen, um einen Gestaltungsspielraum für Alternativen zu schaffen.

  • olli_m ist dafür
    +2

    Es ist schon etwas zwiespältig: einerseits steht natürlich fest, dass das Internet frei bleiben muss und nicht durch globale Konzerne vereinnahmt werden darf. Auf der anderen Seite macht gerade Google sehr viel in Sachen Informationsfreiheit und ist ein aktiver Verfechter von OpenSource. Dass Suchergebnisse nicht allen gerecht werden können ist aus meiner Sicht leider kaum zu ändern (ich lasse mich aber gerne überzeugen).

    Allerdings befürworte ich absolut die Forderung nach mehr Transparenz, was das Ranking bestimmter Treffer angeht. Auch ist kritisch zu sehen, dass Innovation kleinerer, neuer Anbieter durch Google erschwert wird, weil alles, was außerhalb von Google passiert, nicht mehr so recht wahrgenommen wird. Auch öffentliche Förderung wird ja immer häufiger mit dem Argument abgebügelt "Wofür soll das gut sein? Es gibt doch schon Google!"

    Daher unterstütze ich diesen Vorschlag. Das Thema muss weiterhin beachtet werden und es müssen Wege gefunden werden, damit umzugehen oder (wenn nötig) dagegen anzugehen.

  • subsequentveget ist dafür
    +1

    Würde was bewegen

  • healthycoffin40 ist dafür
    +1

    Kann helfen

  • variouspuppet6 ist dafür
    +1

    Interessant, wenn man darüber nachdenkt

  • learnednosh15 ist dafür
    +1

    Guter Vorschlag

  • smalllimbo27 ist dafür
    +1

    Kann helfen

  • BenjaminKohler ist dafür
    +1

    "internet" bedeutet freie Kommunikation und freie Information!

  • Fweber ist dafür
    +1

    Das klare Votum für "Maßnahmen gegen die Vereinnahmung des Internets durch globale Online-Konzerne" finde ich gut.

  • Negativ-Votings

    Ich finde es sehr schade, dass gute Beiträge wie der von Herrn Jung zu diesem Thema durch Negativ-Votings zwangsausgeblendet werden (siehe weiter unten)

    Dies hat übrigens nichts mit Demokratie und Transparenz zu tun, obwohl sich das die Angesprochenen hier auf die Fahnen geschrieben haben.

  • carstenjung ist dagegen
    +1

    Ich bin gegen eine Regulierung von Konzernen, weil es praktisch kaum durchführbar wäre. Suchmaschinen wie bspw. Google haben bereits sehr effiziente Maßnahmen getroffen, daß ihr Algorythmus Schindluder mit der SEO unterbindet. Was zählt sind im Wesentlichen die Aktivitäten und die Reaktionen darauf durch die Community. Auf diese Weise haben sich Suchergebnisse qualitativ verbessert im Sinne aller. Eine staatliche Behörde hier vorzuschieben bedeutete, in einen sich frei organisiert habenden Bereich einzugreifen. Dieses lehne ich ab.

    • ob eine Regulierung die richtige Maßnahme wäre wird im Vorschlag nicht erwähnt. Ist eine Möglichkeit. Eine andere, auch wirklich wichtige Maßnahme wäre die Unterstützung und Förderung von Alternativen zu den big playern.

      Ich denke es geht nicht allein um Google, es gibt da noch viele andere Cloud-Computing Anbieter die aus ihren Nutzern private Daten rausmelken.

      Suchergebnisse qualitativ verbessert: oh je das kann man ja nicht sagen ohne zu beschreiben was 'Qualität' eigentlich bedeutet. Page Rank ist ja ein Kriterium für 'was ist populär' und das funktioniert wirklich gut bei Google. Aber es funktioniert kaum wenn es um wissenschaftliche Inhalte oder Sachthemen geht. Relevanz ist subjektiv (personenbezogen) und Ranking ist eine technische Vorkehrung. Relevanz von Ranking zu trennen wäre nur bei einer dezentralen Vorgehensweise möglich weil nur dann individuelle und damit private Kriterien einfliessen können.

    • Ich finde es sehr schade, dass gute Beiträge wie dieser von Herrn Jung durch Negativ-Votings zwangsausgeblendet werden.

      Dies hat übrigens nichts mit Demokratie und Transparenz zu tun, obwohl sich das die Angesprochenen hier auf die Fahnen geschrieben haben.

  • Aspekt Suchmaschinen-Regulierung

    Das Internet braucht große Akteure genauso wie kleine. Das Start-Up von heute könnte morgen schon ein Big Player sein -- siehe Google. Bedenken Sie dies stets bei Ihrer Entscheidungsfindung.

    Bitte machen Sie keine neuen Suchmaschinen-Gesetze, keine Lex Google! Mit den bestehenden Gesetzen (z.B. zum Datenschutz) besitzen wir bereits ein gut gestaltetes Instrumentarium zur Intervention. Der Versuch, Suchmaschinen zu regulieren, die Suchalgorithmen transparent zu machen bzw. "Such-Neutralität" zu gewährleisten, wird unausweichlich fehlschlagen und noch stärker dafür sorgen, dass Innovationen andernorts vorangetrieben werden.

    Niemand ist gezwungen, Google, eBay, Facebook, Amazon & co. zu verwenden (oder eine andere bestimmte Suchmaschine oder Web-Plattform). Dies kann man nicht oft genug sagen.

    Beachten Sie auch meinen Blog-Beitrag zum Thema. http://www.kohlschutter.com/blog/2011/03/11/ranking/

    Dr. Christian Kohlschütter

    Freiberuflicher Suchmaschinen-Entwickler, vormals wissenschaftlicher Mitarbeiter im Bereich Suchmaschinen/Web Science

    • Es geht hier nicht um "Suchmaschinen-Gesetze" oder eine "Lex Google" (oder anderen Kleinkram). Es geht darum, die Vereinnahmung des Internet durch globale Konzerne zu verhindern. Das Internet war mal sowas wie demokratisch - jetzt ist es auf dem Weg in die Oligarchie. Wenn dagegen nichts getan wird, bestimmen die Internet-Oligarchen allein, was im Netz geschieht (und was nicht).

      Regelungen zur Begrenzung von Medienmacht gibt es aus genau diesem Grund auch in anderen Branchen.

      Und dass das "StartUp" von heute der "BigPlayer" von morgen ist - diese blauäugig-nette Ilusion haben die Neoliberalen auch (zu) lange geglaubt.

      • In Deinem Blogpost auf suma-ev.de, den Du in diesem Vorschlag zitierst, beklagst Du expressis verbis eine Manipulierbarkeit der "Ausgabereihenfolge der Ergebnisse (Ranking) der Suchmaschine" und forderst Transparenz der Ranking-Algorithmen. Darauf nehme ich Bezug und verweise auf meine Blog-Antwort, um hier nicht allzuviel doppelt zu schreiben.

        Wenn dies nicht Teil des Diskussionsvorschlags sein soll, bitte ich Dich, dies richtig zu stellen. Die Kommentare meiner Vorredner lassen erkennen, dass dies tatsächlich so verstanden werden kann, wie ich es auch interpretiert habe.

        A.

        Sollte tatsächlich gefordert werden, über eine Art Ranking-Aufsicht die Verfahren von Suchmaschinen zwangsweise einsehen zu dürfen, um Manipulationen aufzudecken bzw. auszuschließen, muss ich schon aus wissenschaftlicher Sicht darauf hinweisen, dass dies prinzipiell nicht möglich ist:

        a.1. Es gibt per Definition keine neutralen Suchergebnisse.

        Die üblich verwendeten Verfahren der Link-Analyse basieren auf dem Prinzip des "Preferential Attachments" bzw. einem Skalengesetz, das ganz von selbst, aus dem menschlichen Verhalten genährt, einige wenige Seiten aus der Masse der möglichen herausstechen lässt. (Dies findet sich z.B. auch in der Verteilung der Städtegrößen -- Zipf'sches Gesetz). Das PageRank-Verfahren, das Google damals in der Startup-Phase zur populärsten weil besten Suchmaschine gemacht hat, nutzt diese Eigenschaft.

        a.2. Die Ranking-Verfahren besitzen mehrere hundert Parameter

        Von den hunderten Parametern (bzw. prinzipiell Milliarden von Features, wenn man Sprachmodelle, Link-Matrizen usw. dazu rechnet) , die Google einsetzt, sind einige wenige ausschlaggebend, ob eine Seite in den top-10 landet. Es ließen sich immer ausreichend viele Parameter-Kombinationen konstruieren, die für eine bestimmte Anfrage ein Angebot nach oben oder unten ranken. Eine Manipulation der an Google gestellten Anfragen rechtssicher nachzuweisen bzw. auszuschließen halte ich für nicht möglich.

        a.3. Das Ranking ist volatil

        Die Suchverfahren werden natürlich kontinuierlich weiterentwickelt. Noch schneller verändern sich aber die Features bzw. die durchsuchbare Dokumentmenge (das Web) und damit eben auch das Ranking. Solange dies nicht "überwacht" wird, ist eine punktuelle Überprüfung nicht aussagekräftig.

        B.

        Dass sich aus dem "Preferential Attachment"-Verhalten des Menschen heraus einige wenige Big Player auch im Internet herausbilden, ist hinzunehmen.

        Es ist selbstverständlich den öffentlich/staatlich finanzierten Einrichtungen wie Universitäten und Militär zu verdanken, dass das Internet und später das World Wide Web überhaupt entstehen konnten. Auch die Netzanbieter haben bei Spezifikation und Umsetzung der Infrastruktur Großes geleistet. Dass nun im Zuge der breiten Kommerzialisierung auch global agierende Firmen die Weiterentwicklung in Ihrem Sinne vorantreiben, ist doch genauso legitim wie in anderen Sparten). Es bedarf keiner benachteiligenden "Sonderbehandlung" von Internet-Portalen und Suchmaschinen.

        Es ist im übrigen auch hinzunehmen, wie privatrechtliche Internet-Anbieter Suchergebnisse ranken bzw. Informationen im allgemeinen präsentieren. In der "analogen Welt" schreibt man den Super-Märkten auch nicht vor, wo im Regal welche Produkte zu stehen haben. Es steht ferner jedem einzelnem frei, ob er/sie Gemüse auf dem Bauernmarkt kauft oder beim Discounter. Genauso darf jeder mündige Bürger entscheiden, ob er/sie Google, Bing, Facebook, Amazon, eBay oder einen "Online-Shop Holzspielzeug" nutzt.

        Es gibt ein Recht auf informationelle Selbstbestimmung, aber eben auch eine Verantwortung, sich bewusst und selbstbestimmt zu informieren. Diese Kompetenz sprichst Du den Internet-Nutzern ab, wenn Du gegen "Oligarchen" wetterst, die ja gerade erst durch die Nutzer so großen Erfolg verzeichnen können.

        C.

        Wenn man etwas beklagen möchte, dann dass Deutschland die massive Förderung von Forschung, Entwicklung und auch Bildung im Bereich Web Science (im Gegensatz zu den USA) schlicht und ergreifend verschlafen hat. Web Science fristet in Deutschland ein Nischendasein.

        Finanzielle Förderanreize sind sicher wichtig, aber vor allem muss es eben auch Rechtssicherheit geben. Mit den aktuellen Debatten zu Regulierung, zu Leistungsschutzrechten, zu Software-Patenten wie schlussendlich auch hohe Anforderungen an den Datenschutz haben wir hierzulande einfach noch sehr viele Baustellen, die dafür sorgen, dass Innovationen dort stattfinden, wo es solche Hürden nicht gibt.

        Facebook und Google sind doch beste Beispiele dafür. Das ist keine Illusion, sondern Realität. Beide Firmen haben als kleine Startups angefangen und sind relativ unbekümmert hinsichtlich Urheberrechte (und auch Datenschutz) vorgegangen, dem US-amerikanischem Fair-Use Prinzip sei Dank.

        In Deutschland wären beide Unternehmen wohl nicht so vorangekommen. Ich kann aus eigener Erfahrung sprechen. Hier wird man verklagt und vor deutschen Gerichten als Schmarotzer bezeichnet, wenn man eine innovative Suchmaschine entwickelt.

        Dr. Christian Kohlschütter

        • Lieber Christian,

          in Deinen Anmerkungen kann ich durchaus gemeinsame Standpunkte erkennen; damit fange ich mal an: ich teile vollständig Deine unter C genannte Einschätzung, dass in der Forschungsförderung in Deutschland die Entwicklung im Bereich Web Science verschlafen wurde. Dazu habe ich vor längerer Zeit auch zwei Einträge im http://blog.suma-ev.de geschrieben: - http://blog.suma-ev.de/node/89 "98%" - http://blog.suma-ev.de/node/91 "Neue Forschungsförderung"

          Mit Deinen sonstigen Anmerkungen diskutierst Du hingegen in Details, um die es hier überhaupt nicht geht. Die Anzahl der Parameter im Ranking-Verfahren (Dein Punkt a.2.) oder das nette "Zipfsche Gesetz" (Dein Punkt a.1.) spielen in dieser Diskussion absolut keine Rolle! Das Thema "Maßnahmen gegen die Vereinnahmung des Internet durch globale Online-Konzerne" kann man nur Top-Down angehen: DENKBAR sind eine Vielzahl von Maßnahmen, aber was tatsächlich gemacht wird, das muss ERGEBNIS der Diskussion sein! Wenn die Diskussion damit beginnt "dieses oder jenes Detail darf aber überhaupt nicht sein" - dann kann nichts dabei herauskommen.

          Aus der Top-Down Sicht gehört in der nächst tieferen Detailschicht dann auch die übergeordnete Forderung nach Transparenz auf den Tisch. Diese Forderung ist in vielen Vorschlägen an die Enquete-Kommission enthalten, z.B. in dem am meisten favorisierten und von mir ebenfalls unterstützen Vorschlag "Transparenz fördern durch Open Data". Dieser Forderung müssen sich staatliche Einrichtungen, aber ebenso auch Konzerne mit marktbeherrschender Position stellen! WIE diese Transparenz dann im Einzelnen umgesetzt wird, ob so, wie in meinem zitierten Blogbeitrag, den Du nicht leiden magst - was Dir unbenommen sei, aber was keiner von uns beiden zu entscheiden hat - oder auf andere Art und Weise, das muss am Ende einer Diskussion stehen.

          Dr. Wolfgang Sander-Beuermann

          • Lieber Wolfgang,

            wir führen die Diskussion ja bereits seit einiger Zeit, und ich habe dabei den Eindruck, dass Deine Motivation und Argumentation leider nicht kohärent sind.

            Dies habe ich spätestens auf dem Suchmaschinen-Kongress in Göttingen im Januar feststellen müssen, wo Du wieder einmal gezeigt hast, dass es Dir darum geht, Google dazu zu bringen, die Ranking-Formeln (gegenüber einer nicht näher definierten, vertrauenswürdigen Stelle) offenzulegen. Auch auf diesen Kongress weist Du in Deinem Blogpost hin.

            Julia Holtz von Google hatte dort in ihrem Vortrag stichhaltige Argumente vorgebracht, die eine vermeintliche marktbeherrschende Position Googles entkräften (siehe auch: http://www.i-comp.org/blog-de/?p=181 )

            Ich würde es, wie bereits gesagt, sehr begrüßen, wenn Du in Deinem Antrag/Vorschlag noch einmal explizit darauf hinweist, dass Du keine Search Neutrality bzw. Such-Transparenz forderst. Natürlich frage ich mich, wie das mit folgendem Statement aus Deinem Blogpost in Einklang gebracht werden kann:

            <CITE>

            Und um zu dieser Frage einen ersten umsetzbaren Vorschlag zu unterbreiten: Eine erste Maßnahme könnte es sein, demokratisch legitimierten Kontrollgremien generell die Möglichkeit einzuräumen, stichprobenartig Ranking-Algorithmen auf Manipulationen zu überprüfen. Zumindest sollte eine solche Interventionsmöglichkeit gegeben sein, wenn ein Online-Unternehmen eine marktbeherrschende Stellung erreicht hat. Die Arbeit des Bundeskartellamtes könnte hier Ideen für eine analoge Ausgestaltung einer handlungsfähigen Organisation, möglicherweise auf europäischer oder globaler Ebene sein. Ein anderes Beispiel wäre die internationale Atomenergie-Organisation, die eine ähnliche Rolle bei der Kontrolle von Atomanlagen übernommen hat. </CITE>

            Wolfgang, ich möchte Dir Deine Einstellung nicht nehmen, muss aber aus voller Überzeugung und Sachverstand und als potentiell Betroffener Deiner Forderungen meinen Standpunkt in dieser Form vehement vertreten. Am Ende der Diskussion wäre es hierfür zu spät.

            Dr. Christian Kohlschütter

            • Lieber Christian,

              ich denke, wir haben unsere kontroversen Argumente hier genügend diskutiert; das dürfte jedem klar geworden sein.

              Aber wahrscheinlich gibt es noch Missverständnisse in generellen Standpunkten, auf diese werde ich jetzt eingehen:

              1) Wenn Du GEGEN "Maßnahmen gegen die Vereinnahmung des Internet durch globale Online-Konzerne" bist, dann bist Du logisch schlüssig also "für die Vereinnahmung des Internet durch globale Online-Konzerne". Das kann ich schwerlich glauben.

              2) Du schreibst: "Julia Holtz von Google hatte dort in ihrem Vortrag stichhaltige Argumente vorgebracht, die eine vermeintliche marktbeherrschende Position Googles entkräften." Glaubst Du WIRKLICH, dass Google KEINE marktbeherrschende Stellung hat?? Wenn Du das wirklich glaubst, was wäre dann in Deinen Augen eine marktbeherrschende Stellung? Gibt es dann aus Deiner Sicht überhaupt marktbeherrschende Stellungen, wenn ein Konzern mit mehr als 90% Marktanteil sie NICHT hat?

              3) Du schreibst: "Wolfgang, ich möchte Dir Deine Einstellung nicht nehmen, muss aber aus voller Überzeugung und Sachverstand und als potentiell Betroffener Deiner Forderungen meinen Standpunkt in dieser Form vehement vertreten." Du bist also ein potentiell Betroffener. Das lässt doch nur zwei logische Schlüsse zu: entweder Du arbeitest für einen "globalen Konzern" (konkret: für Google), oder Du glaubst ernsthaft, dass aus Deiner Firma bald ein solcher Konzern werden wird. Letzteres wünsche ich Dir zwar, sehe es aber "als etwas unwahrscheinlich" (und das ist sehr höflich formuliert) an.

              Aber nun kommt das vielleicht größte Missverständnis auf Deiner Seite: DAMIT kleine Firmen wie Deine überhaupt irgend eine Chance auf dem Online-Markt haben, GENAU DARUM bin ich für "Maßnahmen gegen die Vereinnahmung des Internet durch globale Online-Konzerne"!

              Dr. Wolfgang Sander-Beuermann

              • Um das etwas abzukürzen:

                ad 1. Wenn man gegen "Maßnahmen gegen Vereinnahmung" ist, heißt es nicht, dass man "für Vereinnahmung" ist. Ich bin gegen Aktionismus und Panikmache in einem Bereich, der einfach nicht reguliert werden muss.

                ad 2. Ja, ich bin überzeugt, dass zu Marktbeherrschung mehr gehört als einfach nur der Beste auf dem Markt zu sein.

                ad 3. Ich arbeite nicht für Google, sondern auf eigene Rechnung. Deinen Hohn kannst Du Dir sparen. Gesetze, die gegen Google gerichtet sind, werden auch alle anderen Marktteilnehmer betreffen. Siehe Datenbank-Richtlinie, Leistungsschutzrechte etc. Dies betrifft auch die KMUs, und gerade die werden unter den Gesetzen als erste leiden, weil sie eben nicht die große Rechtsabteilung und Portokasse wie Google oder Microsoft haben.

                Apropos Microsoft. Vielleicht sollte man, wenn Du schon das Fass aufmachst, nachfragen, wie Deine Beziehung zu Microsoft (also dem Rivalen von Google) ist. Schließlich bist Du Mitglied bei I-COMP, einer von Microsoft geförderten Initiative.

                Es ehrt Dich natürlich sehr, dass Du Dir den Kampf gegen die bösen Online-Konzerne und für die kleinen Firmen wie meine auf die Fahnen geschrieben hast. Ich würde mich aber trotzdem sehr freuen, wenn die Betroffenen selbst zu Wort kommen dürften.

                Dr. Christian Kohlschütter

                PS: Es ist hier alles gesagt, was zu sagen ist. Weitere Antworten bitte per E-Mail.

        • Das Dr. Christian Kohlschütter als Unternehmer seine Meinung und Standpunkt vertritt, ist ja absolut in Ordnung. Aber folgendes Zitat aus seinem Beitrag vom 5. April 2011 betrachte ich als Disqualifikation seiner Glaubwürdigkeit:

          Facebook und Google sind doch beste Beispiele dafür. Das ist keine Illusion, sondern Realität. Beide Firmen haben als kleine Startups angefangen und sind relativ unbekümmert hinsichtlich Urheberrechte (und auch Datenschutz) vorgegangen, dem US-amerikanischem Fair-Use Prinzip sei Dank.

          Sollte er das Geschäftsgebahren und den nicht (wirklich) vorhandenen Datenschutz der beiden genannten Unternehmen als Vorbild für eigenes handeln genommen haben? Das könnte die Klage gegen ihn, die er ihm nächsten Absatz erwähnte, durchaus erklären.

          Was er als "unbekümmertes Vorgehen" bezeichnet hat, würde hierzulande den Staatsanwalt beschäftigen.

          Da weise ich darauf hin, dass es ihm vollkommen unbenommen ist, seinen Wohn- und Firmensitz in die Staaten zu verlegen. Allerdings frage ich mich, ob es ihm dort möglich sein würde, eine Klage seitens Facebook und/oder Google finanziell zu überleben.

          Des weiteren frage ich mich, was mit Fair-Use Prinzip gemeint sein soll. Oder aber meint er die durchaus umstrittene Fair Use Policy?

          • HLemke SV
            +2

            "Disqualifikation seiner Glaubwürdigkeit" - Und das von einem Anonymus. Es wäre schön, wenn wir uns auf dieser Plattform mit Argumenten auseinandersetzen würden und dabei die Integrität der Personen unangetastet ließen.

          • Vielen Dank für Ihren Kommentar. Einiges muss ich jedoch richtigstellen.

            Der Hinweis auf Facebook und Google ist natürlich überspitzt formuliert. Facebook verletzt sicherlich deutsche Datenschutzgesetze, aber wie Sie sehen, scheint das hierzulande niemanden all zu sehr interessieren.

            Sobald einmal eine Firma eine gewisse Popularität erreicht hat (und eine eigene Rechtsabteilung beschäftigen kann), wird es zunehmend schwer, am Status Quo etwas zu ändern.

            In einigen Fällen des Internet-Rechts sind die Staaten ja erst am Anfang, und es ist nicht selten vorgekommen, dass sich die Rechtsprechung hier über die Jahre weiterentwickelt hat. Die Popularität von Diensten (= Akzeptanz in der Bevölkerung) spielt hier sicher auch eine Rolle.

            In meinem Fall (NewsClub, vgl. http://www.newsclub.de/prozess/ ) wurde ich von einem Zeitungsverlag aus Würzburg verklagt, weil ich von meiner Nachrichtensuchmaschine aus Links auf deren Webangebot gesetzt habe. Das war noch bevor es Google News gab.

            Google hingegen hat hier beispielsweise "einfach gemacht", einfach losgelegt und abgewartet was passiert (und mittlerweile mit den großen Verlegern "Frieden geschlossen", weil diese natürlich enorm von der Verlinkung profitieren.)

            Google hatte auch rechtlich leichtes Spiel, weil sie auf die US-amerikanische Fair Use Doktrin (Schrankenregelungen, vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Fair_Use ) verweisen konnten. In Deutschland hat man die EU-Datenbankrichtlinie (§87a UrhG ff.) umgesetzt, welche Suchmaschinen hierzulande einseitig stark benachteiligt. Mit den Leistungsschutzrechten (z.B. auch für Snippets) wird es auch nicht besser.

            Wenn Sie hierbei als einzigen Ausweg sehen, dass Suchmaschinen künftig nur noch aus USA betrieben werden, betrachte ich dies als Kapitulation Deutschlands vor dem digitalen Zeitalter.

            Dr. Christian Kohlschütter

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