| 1 | Dem Ziel eines vereinfachten und beschleunigten Verfahrens |
| 2 | dient die elektronische Verfahrensführung auf Seiten des |
| 3 | Gerichts (§ 703b ZPO). Durch die Einreichung und |
| 4 | Hinterlegung aller prozessrelevanten Dokumente in |
| 5 | elektronischer Form kann nach und nach eine „digitale Akte“ |
| 6 | [FN: Erstmalig verwandt wurde der Begriff der digitalen Akte |
| 7 | durch Nack, Armin: Judex computat – Der Computer als |
| 8 | Hilfsmittel des Richters: Aktueller Stand und Perspektiven. |
| 9 | DRiZ 1986, 405 (410).] bei Gericht angelegt werden. [FN: |
| 10 | Vgl. § 298a ZPO, wonach Prozessakten elektronisch geführt |
| 11 | werden können.] Hierunter versteht man die Möglichkeit, den |
| 12 | gesamten Inhalt, den auch eine entsprechende Gerichtsakte in |
| 13 | Papierform enthalten könnte, strukturiert auf einem |
| 14 | Datenträger zu speichern und die relevanten Daten auf diese |
| 15 | Weise in kürzester Zeit „per Mausklick“ abrufen zu können. |
| 16 | Dabei umfasst der Begriff der digitalen Akte nicht nur die |
| 17 | bloße Speicherung von Daten, sondern auch und gerade die |
| 18 | strukturierte Verarbeitung der Daten. [FN: Schwoerer, Max: |
| 19 | Die elektronische Justiz. 2005, S. 24.] So gesehen kann die |
| 20 | digitale Akte mit Max Schwoerer als rechtlich maßgebliche |
| 21 | Gesamtheit der bezüglich einer bestimmten Angelegenheit |
| 22 | angefallenen und geordneten Daten definiert werden. [FN: |
| 23 | Schwoerer, Max: Die elektronische Justiz. 2005, S. 25.] |
| 24 | |
| 25 | Während eine elektronische Aktenführung im Zivilverfahren |
| 26 | gemäß § 298a ZPO grundsätzlich erlaubt ist, besteht im |
| 27 | Strafverfahren bislang noch keine Möglichkeit, die Akten |
| 28 | elektronisch zu führen. Begründet wurde diese Beschränkung |
| 29 | insbesondere mit verfassungsrechtlichen Bedenken |
| 30 | (Zugangsschranken beim rechtlichen Gehör), der |
| 31 | Beeinträchtigung des Beweiswertes von Niederschriften bei |
| 32 | Ersetzung durch elektronische Dokumente, sowie der |
| 33 | aufwendigen Konvertierung von in Papierform eingehenden |
| 34 | Erklärungen. [FN: Vgl. die Gesetzesbegründung zum JKomG, |
| 35 | BT-Drs. 15/4067, S. 26.] Folglich muss bislang jeder |
| 36 | elektronische Eingang zur papiergebundenen Akte ausgedruckt |
| 37 | und in Papierform „veraktet“ werden. [FN: Bundesministerium |
| 38 | der Justiz: Projektgruppe "Elektronische Akte in |
| 39 | Strafsachen". |
| 40 | http://www.bmj.de/cln_154/DE/Recht/Rechtspflege/Projektgrupp |
| 41 | eElektronischeAkteStrafsachen/_node.html] |
| 42 | |
| 43 | Die Projektgruppe "Elektronische Akte in Strafsachen" des |
| 44 | BMJ arbeitet aber derzeit bereits an einem Entwurf zur |
| 45 | Änderung der Strafprozessordnung, wonach die elektronische |
| 46 | Aktenführung auch für das Strafverfahren ermöglicht werden |
| 47 | soll. [FN: Die Ermöglichung einer elektronischen |
| 48 | Aktenführung auch im Strafverfahren befürwortend auch die |
| 49 | Große Strafrechtskommission des Deutschen Richterbundes. |
| 50 | Vgl. deren Gutachten „Die elektronische Akte im |
| 51 | Strafverfahren“, Zusammenfassung abrufbar unter: Kintzi, |
| 52 | Heinrich: Zusammenfassung des Gutachtens der Großen |
| 53 | Strafrechtskommission des Deutschen Richterbundes „Die |
| 54 | elektronische Akte im Strafverfahren“. |
| 55 | www.drb.de/cms/fileadmin/docs/kintzi_elektronische_akte_0812 |
| 56 | .pdf] Gleichzeitig sollen praktische Anregungen zur |
| 57 | rechtskonformen Modellierung der „E-Akte“ auf der Basis |
| 58 | umfangreicher technischer Erhebungen gegeben werden. [FN: |
| 59 | Vgl. Bundesministerium der Justiz: Projektgruppe |
| 60 | "Elektronische Akte in Strafsachen".] |
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04.04.01 Digitale Akte (Originalversion)
von EnqueteSekretariat, angelegt
