1 | Das Projekt „Kooperatives E-Government in föderalen |
2 | Strukturen“ bezeichnet ein Modell-Projekt im |
3 | Rhein-Neckar-Raum. Hierbei sollen länder- und |
4 | behördenübergreifende Lösungen zu Verwaltungsabläufen |
5 | gefunden werden. Beteiligt sind die Länder |
6 | Baden-Württemberg, Hessen sowie Rheinland-Pfalz. Die in dem |
7 | Projekt gesammelten Erfahrungen sowie Aktivitäten werden an |
8 | die AG 3 des nationalen IT-Gipfels, den IT-Planungsrat sowie |
9 | den regionalen Arbeitskreis E-Government, der sich aus |
10 | Industrie-, Handels- und Handwerkskammern sowie den Stadt- |
11 | und Landkreisen zusammensetzt, rückgekoppelt. |
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13 | Ausgewiesenes Ziel des Modell-Projektes ist es, die |
14 | Bürokratiekosten für die öffentliche Hand zu senken. |
15 | Weiterhin soll für Bürgerinnen und Bürger und Unternehmen |
16 | der Zugang zur Verwaltung erleichtert werden. Denn in einer |
17 | vernetzen Welt ist es für Unternehmen ein bedeutender |
18 | Standortfaktor geworden, auf eine schnelle, einfache und |
19 | insbesondere effiziente Verwaltung zurückgreifen zu können. |
20 | Jeder einzelne Behördengang bedeutet betriebswirtschaftliche |
21 | Kosten, die durch hinreichende Online-Angebote weitreichend |
22 | vermieden werden können. Somit könnte die öffentliche Hand |
23 | im Idealfall von der Umsetzung und Wirkung in doppelter |
24 | Hinsicht profitieren: zum einen könnte sie durch eine |
25 | schlanke Verwaltung Kosten einsparen, zum anderen durch |
26 | Unternehmensneuansiedlungen Einnahmen generieren. |
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28 | Erforderlich zum Erreichen dieses Zieles ist eine |
29 | grundlegende Neustrukturierung der behördeninternen |
30 | Verwaltungsprozesse. Es darf nicht mehr jede Behörde für |
31 | sich alleine arbeiten, vielmehr muss eine verwaltungsinterne |
32 | Vernetzung erfolgen, die dem Nutzer als solche online zur |
33 | Verfügung gestellt werden kann. Die überwiegend bislang |
34 | vorhandenden unvernetzten Insellösungen der einzelnen |
35 | Behörden waren weitestgehend ineffizient. Sie waren weder |
36 | ein attraktivitätssteigernder Standortfaktor noch |
37 | kostensparend. |
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39 | Für den größtmöglichen Erfolg des Projektes werden |
40 | Organisations- und Finanzierungsstrukturen eingerichtet, |
41 | zudem die einheitliche Behördennummer 115, die Website |
42 | „Verwaltungsdurchklick“ sowie die E-Vergabe und |
43 | Prozessdatenbeschleuniger eingeführt. |
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45 | - Unter der Rufnummer 115 erhalten Bürger von einer |
46 | zentralen Stelle aus Auskünfte zu ihrem Anliegen, unabhängig |
47 | davon, ob es die Kommune, die Länder oder den Bund betrifft. |
48 | Neben Zeit- und Kostenersparnissen bringt diese Hotline den |
49 | Bürgern auch ein gesteigertes Maß an Servicequalität. |
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51 | - Die Website www.verwaltungsdurchklick.de ist das |
52 | Online-Pendant zur Behördennummer 115. Auch hier wird ein |
53 | zentraler Zugangspunkt zu allen Verwaltungsaktivitäten |
54 | hergestellt, der stark an den Bedürfnissen der Wirtschaft |
55 | ausgerichtet ist. Dabei können sich Unternehmen unabhängig |
56 | von Öffnungszeiten der jeweils zuständigen Behörde zentral |
57 | die für sie notwendigen Informationen zeit- und |
58 | kostensparend beschaffen. |
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60 | - E-Vergabe meint, dass öffentliche Ausschreibungen bekannt |
61 | gemacht, Ausschreibungsunterlagen eingesehen und Angebote |
62 | digital abgegeben werden können (www.evergabe-online.de). |
63 | Dadurch können die Verwaltungskosten, die in der Praxis |
64 | jährlich eine Größenordnung im Milliardenbereich erreicht |
65 | werden, nachhaltig gesenkt werden. Zudem haben Unternehmer |
66 | auf einer Website einen zentralen Anlaufpunkt für die Suche |
67 | nach öffentlichen Aufträgen, auf dem sie die |
68 | Vergabeunterlagen downloaden, ausfüllen und online an die |
69 | ausschreibende Stelle übermitteln können. Über die |
70 | Suchfunktion des Internetportals www.bund.de können zudem |
71 | die Bekanntmachung der Ausschreibungen von öffentlichen |
72 | Vergabestellen zentral ermittelt werden. |
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74 | - Der Prozessdatenbeschleuniger soll den Datenaustausch |
75 | (aktuell bestehen über 10.000 Meldepflichten der Unternehmer |
76 | allein gegenüber dem Bund) zwischen Behörden- und Wirtschaft |
77 | vereinfachen und die Kosten erheblich senken. Zunächst soll |
78 | hier anhand einer bereichsspezifischen Umsetzung ein |
79 | Methodenleitfaden entwickelt werden, der sodann auf andere |
80 | Bereiche angewandt werden kann. Die Datenautonomie bleibt |
81 | dabei bei den Unternehmen. |
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83 | Drei Handlungsschwerpunkte wurden dabei für das Projekt |
84 | gesetzt: |
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86 | - Unterstützung regionaler Zielsetzungen |
87 | Dabei geht es unter anderem darum, regionale Initiativen in |
88 | ihrer Arbeit zu unterstützen, beispielsweise bei der |
89 | schnellen Erteilung von Visa für ausländische Fachkräfte. |
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91 | - Unterstützung der Prozesse zwischen Wirtschaft und |
92 | Verwaltung |
93 | Es soll der generelle Datenaustausch zwischen Unternehmen |
94 | und Wirtschaft verbessert werden. |
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96 | - Zugangserleichterung für Bürger und Behörden zur |
97 | Verwaltung |
98 | Hierzu dienen die Behördenhotline 115 sowie die Website |
99 | „Verwaltungsdurchklick“. |
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101 | Problematisch bei einer flächendeckenden Umsetzung zeigt |
102 | sich die föderale Struktur und die unterschiedlichen |
103 | Zuständigkeiten und Kompetenzen der einzelnen Stellen. Für |
104 | den größtmöglichen Erfolg müssten – im Rahmen der |
105 | verfassungsrechtlichen Vorgaben, die einem Zusammenwirken |
106 | von Bundes- und Landesbehörden bestimmte Grenzen setzen (vor |
107 | allem das aus dem Demokratieprinzip abgeleitete Gebot der |
108 | eigenverantwortlichen Aufgabenwahrnehmung) einige |
109 | Kompetenzen zentralisiert werden, das heißt einige Behörden |
110 | müssten Zuständigkeiten abgeben, so dass diese neu |
111 | angesiedelt werden könnten. |
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03.05.02 Kooperative Verwaltung im Rhein-Neckar-Raum [FN: Siehe hierzu auch Kommune21 2/2012, S. 12 ff.] (Originalversion)
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