| 1 | Der Begriff E-Government wird mit einem unterschiedlichen |
| 2 | Bedeutungsspektrum verwendet. Ein engerer Forschungsansatz |
| 3 | versteht unter E-Government die „Abwicklung geschäftlicher |
| 4 | Prozesse im Zusammenhang mit Regieren und Verwaltung |
| 5 | (Government) mit Hilfe von Informations- und |
| 6 | Kommunikationstechniken über elektronische Medien“. [FN: |
| 7 | sog. „Speyerer Definition“, vgl. auch Nolte DÖV 2007, 941 m. |
| 8 | w. N.] Diese Definition baut auf die Bereiche der |
| 9 | elektronischen Information und Kommunikation auf und umfasst |
| 10 | elektronische Formularlösungen, elektronische Bearbeitung, |
| 11 | geschäftliche elektronische Tätigkeiten (E-Commerce), sowie |
| 12 | elektronische Serviceleistungen. [FN: Nolte DÖV 2007, 941 m. |
| 13 | w. N.] Der Schwerpunkt des E-Governments liegt nach dieser |
| 14 | Konzeption im Bereich der Transaktion. [FN: Nolte DÖV 2007, |
| 15 | 941 m. w. N.] |
| 16 | |
| 17 | In einem weiteren Ansatz werden die Begriffe |
| 18 | „E-Administration“ und „E-Democracy“ zum „Balanced |
| 19 | E-Government“ verbunden. Diese Form des E-Governments soll |
| 20 | neben der Verwaltungsdienstleistung und Information auch die |
| 21 | Partizipation der Bürger stärken. [FN: Nolte DÖV 2007, 941 |
| 22 | (942)] |
| 23 | |
| 24 | Unstrittig ist, dass E-Government ein zentraler Bestandteil |
| 25 | der Reform und Modernisierung der Verwaltung ist. |
| 26 | E-Government beinhaltet damit mindestens die elektronische |
| 27 | Abwicklung von Verwaltungsprozessen auf Basis der |
| 28 | Informations- und Kommunikationstechnologie. |
| 29 | |
| 30 | Deutschland hat innerhalb Europas beim E-Government in den |
| 31 | letzten Jahren erheblich aufgeholt. Das ist das Ergebnis der |
| 32 | neunten Benchmark-Studie [FN: |
| 33 | http://www.de.capgemini.com/insights/publikationen/egovernme |
| 34 | nt-benchmark-2011] der EU-Kommission zum E-Government in |
| 35 | Europa, die von Capgemini, dem Rand Europe Institut, dem |
| 36 | Analystenhaus IDC und dem Dänischen Technologie Institut |
| 37 | durchgeführt wurde. Bei der Untersuchung waren bereits 95 % |
| 38 | der untersuchten Dienstleistungen in Deutschland auch online |
| 39 | abrufbar. Dies entspricht einer Steigerung um 21 % gegenüber |
| 40 | dem Jahr 2009. |
| 41 | |
| 42 | Beim Online-Reifegrad, der anhand einer fünfstufigen Skala |
| 43 | gemessen wird, erreichte Deutschland 99 Prozent und |
| 44 | verbesserte sich damit vom zwölften auf den sechsten Rang. |
| 45 | Gleichauf liegen hier Italien und Schweden. Im Jahr 2009 |
| 46 | erreichte Deutschland zehn Prozentpunkte weniger und |
| 47 | rangierte nur im Mittelfeld. |
| 48 | Die deutschen Webportale werden hinsichtlich ihrer |
| 49 | Gestaltung zudem als bürgerorientiert erlebt und haben |
| 50 | zufriedenstellende Werte im Bereich der |
| 51 | Benutzerfreundlichkeit. Nachholbedarf wurde allerdings noch |
| 52 | bei der Vernetzung der einzelnen Angebote festgestellt. Mit |
| 53 | nur 13 erreichten Prozentpunkten in der Kategorie |
| 54 | „Dienstebündelung“ (One-Stop-Shop-Lösung) ist der Abstand |
| 55 | zum EU-Durchschnitt von 77 Prozentpunkten noch sehr groß. |
| 56 | |
| 57 | Eine andere Untersuchung, der E-Government Monitor 2011, der |
| 58 | von der Initiative D21 und von ipima, einer Kooperation der |
| 59 | Technischen Universität München und ihrem An-Institut |
| 60 | fortiss herausgegeben wird, wirft neben den vorhandenen |
| 61 | E-Government-Angeboten auch einen Blick auf das deutsche |
| 62 | Nutzerverhalten. Demnach greifen derzeit nur 40 % der |
| 63 | deutschen Internetnutzer auf die vorhandenen |
| 64 | E-Government-Angebote der Behörden zurück. Im Vergleich mit |
| 65 | Schweden (69 %), Österreich (68 %) und Großbritannien (48 %) |
| 66 | nimmt damit Deutschland eher einen hinteren Platz in Europa |
| 67 | ein. Die fehlende Nutzung der Angebote scheint jedoch |
| 68 | weniger an fehlenden oder schlechten Angeboten zu liegen. |
| 69 | Denn 80 % der Befragten, die entsprechende |
| 70 | E-Government-Angebote nutzen, sind damit auch zufrieden. Die |
| 71 | Barrieren liegen vielmehr in Bedenken zur Datensicherheit |
| 72 | und der Undurchschaubarkeit von Angeboten sowie komplexen |
| 73 | Verfahren ohne Hilfestellung. |
| 74 | |
| 75 | Seltener als die klassischen E-Government-Angebote nutzen |
| 76 | die Bürgerinnen und Bürger in Deutschland bereit gestellte |
| 77 | Online-Beteiligungen der Behörden. Während Facebook-Seiten |
| 78 | von Städten zumindest einen Bekanntheitsgrad von 33 % und |
| 79 | Online-Petitionen des Deutschen Bundestages einen von 30 % |
| 80 | haben, kennen nur 17 % Mitmachplattformen. Von den |
| 81 | Befragten, die die Plattformen bereits kannten, nutzten |
| 82 | diese nur 34 %. Zum Vergleich: in Großbritannien haben |
| 83 | bereits 49 % der Internetnutzer |
| 84 | Online-Beteiligungsinitiativen genutzt. Allerdings wollen 40 |
| 85 | % der Internetnutzer in Deutschland, die die |
| 86 | Bürgerbeteiligungen kennen, diese sie auch zukünftig nutzen. |
| 87 | Hier kann man noch einen Verbesserungsbedarf erkennen, da |
| 88 | die zur Verfügung gestellten Angebote bisher nicht |
| 89 | ausreichend genutzt werden, obwohl eine Mehrheit die |
| 90 | Vorteile von Online-Beteiligungen, insbesondere in der |
| 91 | Information über und der Beteiligung an aktuellen |
| 92 | Entscheidungen erkennt. [FN: |
| 93 | http://www.initiatived21.de/wp-content/uploads/2011/09/eGove |
| 94 | rnmentMONITOR2011-final1.pdf] |
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