| 1 | Das Ausmaß und die Qualität, sowie die Bekanntheit von |
| 2 | Partizipationsangeboten gelten als wesentliche Faktoren für |
| 3 | eine Motivation der Bürgerinnen und Bürger zur politischen |
| 4 | Beteiligung. In den vergangenen Jahren wurden vermehrt |
| 5 | E-Partizipationsprojekte auf unterschiedlichen |
| 6 | Verwaltungsebenen (Bund, Länder und Kommunen) |
| 7 | bereitgestellt. Sie lassen sich in zwei Gruppen („Top-Down“ |
| 8 | und „Bottom-Up“) aufteilen [FN: Vgl. Institut für |
| 9 | Informationsmanagement Bremen (Hrsg.): E-Partizipation – |
| 10 | elektronische Beteiligung von Bevölkerung und Wirtschaft am |
| 11 | E-Government. Bremen 2008, S. 5. (vgl. Fn. 1). Beispiele zu |
| 12 | E-Partizipationsangeboten werden ausführlich in Kapitel 2.3. |
| 13 | dargestellt.]: |
| 14 | |
| 15 | a) Bestehende sog. Top-down-Partizipationsangebote |
| 16 | |
| 17 | • Reine Informationsangebote: Plattformen, wie zum Beispiel |
| 18 | die Homepage des Deutschen Bundestages stellen für die |
| 19 | Bürgerinnen und Bürger Informationen darüber bereit, wie die |
| 20 | Legislative arbeitet. Es besteht die Möglichkeit, Dokumente |
| 21 | der Verwaltung und des Deutschen Bundestags einzusehen. |
| 22 | Dadurch wird Transparenz und öffentliche Kontrolle |
| 23 | ermöglicht. |
| 24 | • Konsultationen: Beteiligungsformen, durch die Expertise |
| 25 | und Meinungen zu Planungs- und Entscheidungsprozessen von |
| 26 | Bürgerinnen und Bürgern, Interessengruppen sowie Akteuren |
| 27 | aus Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft zu |
| 28 | bestimmten Themen eingeholt werden, www. |
| 29 | enquetebeteiligung.de. |
| 30 | • Online-Befragungen: In unterschiedlichsten Formen zu |
| 31 | konkreten Fragestellungen, zur Evaluierung von Meinungen und |
| 32 | zu persönlichen Einstellungen (beispielsweise mit Hilfe von |
| 33 | Sozialen Netzwerken oder via Youtube-Kanal, häufig mit |
| 34 | Selbstauswahl der Befragten). [FN: Z.B.: Mitmischen.de „Die |
| 35 | Kanzlerin antwortet“.] |
| 36 | |
| 37 | b) Sog. Bottom-up-Partizipationsangebote |
| 38 | • Kampagnen: Beteiligungsformen, bei denen Einzelpersonen |
| 39 | oder organisierte Gruppen Maßnahmen ergreifen, die darauf |
| 40 | abzielen, Aufmerksamkeit und Unterstützung für Themen und |
| 41 | Positionen, aber auch für partikulare Interessen zu erhalten |
| 42 | und die damit einen Beitrag zur politischen Meinungs- und |
| 43 | Willensbildung leisten. |
| 44 | • Eingaben / Beschwerden / Petitionen: Angebote, die es |
| 45 | ermöglichen, Vorschläge oder Kritik, in der Regel über dazu |
| 46 | eingesetzte „vermittelnde“ Stellen, an die zur Entscheidung |
| 47 | befugten Stellen und Behörden zu richten, wie beispielsweise |
| 48 | e-Petitionen an den Deutschen Bundestag. |
| 49 | |
| 50 | Darüber hinaus gibt es weitere Angebote, die sowohl über |
| 51 | Elemente der einen als auch der anderen Kategorie verfügen. |
| 52 | Dies sind: |
| 53 | |
| 54 | • Kooperationen: Angebote, die auf einvernehmliche |
| 55 | Zusammenarbeit zwischen Verwaltung, Politik, Bürgerschaft |
| 56 | sowie Akteuren aus Wirtschaft und Zivilgesellschaft abzielen |
| 57 | und zu kollektiven Präferenzen und damit (auch) zu |
| 58 | Ergebnissen führen, die von ursprünglichen Positionen |
| 59 | abweichen. |
| 60 | • Dialoge: direkte und unmittelbare Kontakte zwischen |
| 61 | staatlichen Einrichtungen und Bürgerinnen und Bürgern über |
| 62 | hierfür gesonderte Zugangskanäle, beispielsweise in Foren |
| 63 | oder sozialen Netzwerken, z.B. verifizierte Twitter-Nutzung |
| 64 | der Bundestagsabgeordneten. |
| 65 | |
| 66 | Angebote zur Online-Partizipation sind vielfältig. Der |
| 67 | Wunsch nach einer direkten Teilhabe im digitalen Raum ist |
| 68 | demnach auch differenziert zu betrachten. Offenbar existiert |
| 69 | eine Diskrepanz zwischen einem Wunsch nach mehr Beteiligung |
| 70 | und der tatsächlichen Nutzeraktivität der Menschen im Netz. |
| 71 | Gründe für die zurückhaltende Partizipation in Deutschland |
| 72 | liegen unter anderem an der Unübersichtlichkeit der |
| 73 | bestehenden Angebote, an ihrem mangelnden Bekanntheitsgrad |
| 74 | und an Befürchtungen um die Datensicherheit oder einer nicht |
| 75 | nutzerfreundlichen Usability der angebotenen Seiten [FN: |
| 76 | Vgl.: eGovernment MONITOR 2011 S. 22]. Nicht alle Formen der |
| 77 | E-Partizipation sind gleich häufig anzutreffen. Reine |
| 78 | Informationsseiten sind sehr gut vertreten und werden auch |
| 79 | genutzt, wohingegen beispielsweise das Angebot an |
| 80 | Online-Befragungen und Konsultationen eher selten und kaum |
| 81 | bekannt ist. [FN: Ebenda, S. 22.] Es gibt zwar |
| 82 | Internetpräsenzen seitens der Legislative, auf denen |
| 83 | Partizipationsangebote bereitgestellt werden, die aktiv |
| 84 | genutzt werden, wie beispielsweise das Jugendangebot des |
| 85 | Deutschen Bundestages, www.mitmischen.de. [FN: |
| 86 | www.e-konsultation.de/netzpolitik und |
| 87 | http://dialog-internet.de/] Viele Angebote wurden bzw. |
| 88 | werden aber aus den zuvor genannten Gründen noch zu wenig |
| 89 | genutzt. Manche Bürgerinnen und Bürger bevorzugen es, sich |
| 90 | nur zu informieren, manche möchten ihre Meinung äußern und |
| 91 | Feedback erhalten. Andere legen Wert auf einen unmittelbaren |
| 92 | und direkten Dialog, zum Beispiel auf der Social |
| 93 | Media-Präsenz einzelner Politiker, möchten einen konkreten |
| 94 | Vorschlag einreichen oder sich an Entscheidungen beteiligen. |
| 95 | Die Bereitschaft zu politischer Partizipation im Internet |
| 96 | ist außerdem stark abhängig von Zielgruppe, Alter, |
| 97 | Bildungsniveau und Internetkompetenz (vgl. Kapitel 1.4). Im |
| 98 | öffentlichen Bewusstsein präsent sind zum Beispiel die |
| 99 | Online-Petitionen des Deutschen Bundestages (30 Prozent der |
| 100 | Deutschen kennen dieses Angebot) [FN: Vgl. eGovernment |
| 101 | MONITOR 2011, S. 22 ], im Monat Oktober 2011 wurden |
| 102 | entsprechende Seiten 2,4 Millionen Mal aufgerufen, wobei |
| 103 | hier nicht differenzierbar ist, wer sich nur informiert hat |
| 104 | und wer bei einer Petition tatsächlich mitgezeichnet hat. |
| 105 | [FN: Klickstatistik des Deutschen Bundestages, telefonische |
| 106 | Auskunft der Verwaltung vom 6. November 2011] Die |
| 107 | vielfältigen Möglichkeiten der IKT können für den einzelnen |
| 108 | Bürger auch eine Überforderung darstellen, was im Gegenzug |
| 109 | bedeutet, dass sachbezogene Themenfelder oder Informationen |
| 110 | mit Hilfe elektronischer Medien strukturiert aufbereitet, |
| 111 | visualisiert und vereinfacht dargestellt sein sollten, um |
| 112 | eine erfolgreiche E-Partizipation zu gewährleisten. Zudem |
| 113 | sollte die Frage gestellt werden, wie die |
| 114 | E-Partizipationsmöglichkeiten des Staates zukünftig |
| 115 | organisiert und bekanntgemacht werden könnten, damit die |
| 116 | Bürgerinnen und Bürger auf die vorhandenen Teilhabechancen |
| 117 | auch aufmerksam werden. |
| 118 | |
| 119 | Die Teilhabe von Bürgerinnen und Bürgern an politischen |
| 120 | Prozessen wird unter anderem von plausiblen (d.h. für die |
| 121 | Nutzer nachvollziehbaren) Kommunikationsstrukturen im Netz |
| 122 | beeinflusst. Ausschlaggebend für den Erfolg eines |
| 123 | Bürgerengagements sind konkrete Projekte, die zeitlich |
| 124 | begrenzt sind und ein klares Ziel verfolgen. [FN: Vgl. |
| 125 | „Offene Staatskunst“ Bessere Politik durch „Open |
| 126 | Government“? Hrsg. Internet und Gesellschaft, |
| 127 | Co:llaboratory, Abschlussbericht 2010, S. 40ff.] Wichtig |
| 128 | ist, dass die Rückkoppelung des E-Partizipationsangebotes |
| 129 | deutlich wird und von vorneherein klar definiert ist, ob das |
| 130 | Angebot rein informativ, konsultierend oder handlungsweisend |
| 131 | für die jeweilige politische Entscheidung bzw. den |
| 132 | Meinungsbildungsprozess ist. Relevant ist zudem, das |
| 133 | Ergebnis der E-Partizipation mindestens den Bürgerinnen und |
| 134 | Bürgern, die sich engagiert haben, transparent zu |
| 135 | kommunizieren. |
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02.01.01 Formen der E-Partizipation (Originalversion)
von EnqueteSekretariat, angelegt
