Papier: 01.04 Herausforderungen und Voraussetzungen für die Demokratie in der digitalen Gesellschaft - Politische Kommunikation in der „Digitalen Demokratie“
Originalversion
1 | Wie oben dargestellt, ist Voraussetzung für das |
2 | Funktionieren der Demokratie eine Öffentlichkeit, in der |
3 | sich die Meinungs- und Willensbildung vollzieht. Der |
4 | politischen Kommunikation kommt in demokratisch verfassten |
5 | Gesellschaften daher eine konstitutive Bedeutung zu. Die |
6 | Vorstellungen, was aber konkret unter dem Terminus |
7 | „politische Kommunikation“ zu fassen ist, gehen jedoch sehr |
8 | weit auseinander. [FN: Vgl. dazu die Beiträge in |
9 | Jarren/Sarcinelli/Saxer (Hrsg.)(1998): Politische |
10 | Kommunikation in der demokratischen Gesellschaft.] |
11 | Vereinfacht formuliert ist es auch Aufgabe der politischen |
12 | Kommunikation in demokratischen Gesellschaften, allgemein |
13 | verbindliche Entscheidungen zu begründen, herzustellen und |
14 | durchzusetzen. „Die Formel, ‚Legitimation durch |
15 | Kommunikation‘ bringt dabei treffend zum Ausdruck, dass |
16 | Kommunikation selbst politisches Handeln ist, eine conditio |
17 | sine qua non demokratischer Politik.“ [FN: Jarren/Sarcinelli |
18 | (1998): „Politische Kommunikation“ als Forschungs- und als |
19 | politisches Handlungsfeld: Einleitende Anmerkungen zum |
20 | Versuch der systematischen Erschließung. S. 20.] |
21 | Politische Kommunikation wird traditionell stark mit Blick |
22 | auf die Massenmedien und die etablierten politischen Akteure |
23 | wie Parteien diskutiert. Im Zeitalter einer digital |
24 | vernetzten Demokratie ist Politik mehr denn je auf die |
25 | Erzeugung publizistischer Resonanz angelegt. Politische |
26 | Akteure beobachten das eigene Handeln und das anderer |
27 | politischer Akteure im Spiegel der klassischen Medien und |
28 | des Internets. Ebenso nehmen die Medien selbst das |
29 | politische Geschehen nicht nur unmittelbar, sondern in hohem |
30 | Maße auch medienvermittelt wahr: Medien beobachten Medien. |
31 | [FN: Sarcinelli, 2006 S. 17] In einer repräsentativen |
32 | Demokratie kommt der politischen Kommunikation auch die |
33 | Bedeutung zu, das politische Handeln zwischen den Wahlen zu |
34 | legitimieren. Sie ist daher unerlässliches Instrument für |
35 | den Austausch von Informationen und Meinungen, insbesondere |
36 | zwischen Gewählten und Wählerinnen und Wählern. |
37 | |
38 | Die politische Kommunikation hat sich mit dem |
39 | gesellschaftlichen Wandel hin zu einer digital vernetzten |
40 | Demokratie verändert. Von den Anfängen in den 90er Jahren |
41 | bis in die Gegenwart hat sich auch die politische |
42 | Kommunikation an die technischen Möglichkeiten des Internets |
43 | angepasst und entsprechend weiterentwickelt. [FN: Vgl. |
44 | beispielsweise die Zusammenfassung bei Stephan Eisel, |
45 | Internet und Demokratie S. 178 ff.] Das Internet ermöglicht |
46 | es darüber hinaus jedem Einzelnen, vielfältige |
47 | Kommunikationsmöglichkeiten zu nutzen. Dies wird – wenn auch |
48 | mit Grenzen, was die Beteiligungsbasis angeht (s.o. |
49 | Abschnitt #) – auch genutzt. Wo bislang überwiegend |
50 | klassische Medien zur Meinungsäußerung und Berichterstattung |
51 | genutzt wurden, kommt nun das Netz als weitere und vor allem |
52 | als umfassend vernetzte Plattform hinzu. Jeder Einzelne kann |
53 | sich durch eigene Webseiten, Blogs, Foren etc. präsentieren |
54 | und erklären. Zu beobachten ist hier eine neue demokratische |
55 | Vielfalt der Meinungsbildung. Im weltweiten Netz haben auch |
56 | solche (politischen) Akteure eine Chance zur Artikulation, |
57 | die bei den klassischen Medien oftmals kein Gehör fanden. |
58 | Zudem verweisen zunehmend etwa Weblogs auf Webseiten der |
59 | traditionellen Medien und umgekehrt richten auch die |
60 | klassischen Massenmedien ihr Aufmerksamkeit auf die |
61 | Blogosphäre. Ermöglicht werden kann so ein kommunikatives |
62 | Wechselspiel zwischen den klassischen Medien und der sich |
63 | kommunikativ betätigenden „Bürgergesellschaft“, das das |
64 | strenge „Gatekeeping“ beim Zugang der massenmedialen |
65 | Öffentlichkeit entfallen lässt. Auch wird die traditionelle |
66 | Unterscheidung zwischen Sender und Empfänger oder zwischen |
67 | Medien und Nutzer vielleicht nicht grundsätzlich hinfällig, |
68 | aber durchlässiger und neben die von den traditionelle |
69 | Medien klassische Medien verfassten Öffentlichkeiten treten |
70 | neue digitale Öffentlichkeit – auch Gegenöffentlichkeiten – |
71 | hinzu. |
Der Text verglichen mit der Originalversion
1 | Wie oben dargestellt, ist Voraussetzung für das |
2 | Funktionieren der Demokratie eine Öffentlichkeit, in der |
3 | sich die Meinungs- und Willensbildung vollzieht. Der |
4 | politischen Kommunikation kommt in demokratisch verfassten |
5 | Gesellschaften daher eine konstitutive Bedeutung zu. Die |
6 | Vorstellungen, was aber konkret unter dem Terminus |
7 | „politische Kommunikation“ zu fassen ist, gehen jedoch sehr |
8 | weit auseinander. [FN: Vgl. dazu die Beiträge in |
9 | Jarren/Sarcinelli/Saxer (Hrsg.)(1998): Politische |
10 | Kommunikation in der demokratischen Gesellschaft.] |
11 | Vereinfacht formuliert ist es auch Aufgabe der politischen |
12 | Kommunikation in demokratischen Gesellschaften, allgemein |
13 | verbindliche Entscheidungen zu begründen, herzustellen und |
14 | durchzusetzen. „Die Formel, ‚Legitimation durch |
15 | Kommunikation‘ bringt dabei treffend zum Ausdruck, dass |
16 | Kommunikation selbst politisches Handeln ist, eine conditio |
17 | sine qua non demokratischer Politik.“ [FN: Jarren/Sarcinelli |
18 | (1998): „Politische Kommunikation“ als Forschungs- und als |
19 | politisches Handlungsfeld: Einleitende Anmerkungen zum |
20 | Versuch der systematischen Erschließung. S. 20.] |
21 | Politische Kommunikation wird traditionell stark mit Blick |
22 | auf die Massenmedien und die etablierten politischen Akteure |
23 | wie Parteien diskutiert. Im Zeitalter einer digital |
24 | vernetzten Demokratie ist Politik mehr denn je auf die |
25 | Erzeugung publizistischer Resonanz angelegt. Politische |
26 | Akteure beobachten das eigene Handeln und das anderer |
27 | politischer Akteure im Spiegel der klassischen Medien und |
28 | des Internets. Ebenso nehmen die Medien selbst das |
29 | politische Geschehen nicht nur unmittelbar, sondern in hohem |
30 | Maße auch medienvermittelt wahr: Medien beobachten Medien. |
31 | [FN: Sarcinelli, 2006 S. 17] In einer repräsentativen |
32 | Demokratie kommt der politischen Kommunikation auch die |
33 | Bedeutung zu, das politische Handeln zwischen den Wahlen zu |
34 | legitimieren. Sie ist daher unerlässliches Instrument für |
35 | den Austausch von Informationen und Meinungen, insbesondere |
36 | zwischen Gewählten und Wählerinnen und Wählern. |
37 | |
38 | Die politische Kommunikation hat sich mit dem |
39 | gesellschaftlichen Wandel hin zu einer digital vernetzten |
40 | Demokratie verändert. Von den Anfängen in den 90er Jahren |
41 | bis in die Gegenwart hat sich auch die politische |
42 | Kommunikation an die technischen Möglichkeiten des Internets |
43 | angepasst und entsprechend weiterentwickelt. [FN: Vgl. |
44 | beispielsweise die Zusammenfassung bei Stephan Eisel, |
45 | Internet und Demokratie S. 178 ff.] Das Internet ermöglicht |
46 | es darüber hinaus jedem Einzelnen, vielfältige |
47 | Kommunikationsmöglichkeiten zu nutzen. Dies wird – wenn auch |
48 | mit Grenzen, was die Beteiligungsbasis angeht (s.o. |
49 | Abschnitt #) – auch genutzt. Wo bislang überwiegend |
50 | klassische Medien zur Meinungsäußerung und Berichterstattung |
51 | genutzt wurden, kommt nun das Netz als weitere und vor allem |
52 | als umfassend vernetzte Plattform hinzu. Jeder Einzelne kann |
53 | sich durch eigene Webseiten, Blogs, Foren etc. präsentieren |
54 | und erklären. Zu beobachten ist hier eine neue demokratische |
55 | Vielfalt der Meinungsbildung. Im weltweiten Netz haben auch |
56 | solche (politischen) Akteure eine Chance zur Artikulation, |
57 | die bei den klassischen Medien oftmals kein Gehör fanden. |
58 | Zudem verweisen zunehmend etwa Weblogs auf Webseiten der |
59 | traditionellen Medien und umgekehrt richten auch die |
60 | klassischen Massenmedien ihr Aufmerksamkeit auf die |
61 | Blogosphäre. Ermöglicht werden kann so ein kommunikatives |
62 | Wechselspiel zwischen den klassischen Medien und der sich |
63 | kommunikativ betätigenden „Bürgergesellschaft“, das das |
64 | strenge „Gatekeeping“ beim Zugang der massenmedialen |
65 | Öffentlichkeit entfallen lässt. Auch wird die traditionelle |
66 | Unterscheidung zwischen Sender und Empfänger oder zwischen |
67 | Medien und Nutzer vielleicht nicht grundsätzlich hinfällig, |
68 | aber durchlässiger und neben die von den traditionelle |
69 | Medien klassische Medien verfassten Öffentlichkeiten treten |
70 | neue digitale Öffentlichkeit – auch Gegenöffentlichkeiten – |
71 | hinzu. |
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